Datum
20. November – 22. November 2025
Fachtagung im Museum Relígio in Telgte, Deutschland
Call for Papers für die interdisziplinäre Fachtagung „Heil und Heilung. Zwischen Theologie, Popularfrömmigkeit und Medizin”
Die Kommission für Religiosität und Spiritualität in der DGEVW veranstaltet die Tagung in Kooperation mit der Evangelischen Erwachsenenbildung Münster und dem Museum Relígio in Telgte. Sie wird vom 20. bis 22. November 2025 im Museum Relígio in Telgte stattfinden.
Der Aufruf richtet sich sowohl an etablierte an Wissenschaftler*innen als auch an den akademischen Nachwuchs aus Forschung und Kulturinstitutionen. Da alle Beiträge der Tagung in einem Sammelband publiziert werden, sollen insbesondere neue oder diskussionswürdige Forschungsergebnisse präsentiert werden. Kurze Abstracts vom maximal 5.000 Zeichen mit einer Kurzvita senden Sie bitte bis zum 11. Mai an folgende Adresse : Heike.Plass@ev-kirchenkreis-muenster.de oder anja.schoene@telgte.de. Die Auswahl wird bis zum 30. Mai 2025 getroffen.
Die Corona-Pandemie hat Vorstellungen von Krankheit als Sünde oder Strafe hervorgerufen, die spätestens seit der Mitte des 20. Jahrhundert als theologisch überholt gelten. Im Domradio wurde 2020 gefragt: Gibt es eine religiöse Dimension von Krankheiten? Peter Schallenberg, Professor für Moraltheologie an der Theologischen Fakultät Paderborn, antwortete: „Wir würden heute sagen: Krankheit und Leiden sind keine Sündenstrafen, sondern sind Ereignisse, die zum naturwissenschaftlichen Bereich des Menschen und unserer Welt gehören (…).“ Nichtsdestotrotz pilgern etwa 6 Millionen Menschen jährlich nach Lourdes, viele um das wundertätige Heilwasser zu trinken. Und der Besteller des Komikers Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“ aus dem Jahr 2006 über seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela ist auf eine überwältigende Resonanz gestoßen. Offensichtlich sind viele Menschen auf der Suche nach Sinn und Heilung, die sie auch auf Pilgerreisen suchen. Es lohnt sich also, über die religiöse Dimension von Krankheit und Gesundheit zu diskutieren.
In der Bibel wird vielfach über Krankheiten und Heilungen berichtet. Über Jahrhunderte verfügte die Kirche über das Heilungsmonopol Gottes. Die Heilung erfolgte in der Regel durch religiöse Mittel wie Gebete, Gelübde oder Opfer. Die Entwicklung der modernen Medizin im 19. und 20. Jahrhundert führte dazu, dass die therapeutische Kompetenz, die vorher den Kirchen zugeschrieben wurde, nun durch die Medizin übernommen wurde. So wird Krankheit nicht mehr als Sünde und Strafe gedeutet. Vielmehr begleiten die Theologien heute die Medizin mit ethischen Leitgedanken, wenn es beispielsweise um Fragen der Sterbehilfe geht.
In der Volkskunde/Empirischen Kulturwissenschaft gehören Volksmedizin, medikale Alltagskultur und Frömmigkeitsgeschichte zum Kanon des Faches. Viele Museen verfügen über Sachzeugnisse zu Heil und Heilung und nicht zuletzt in Wallfahrtsmuseen spielt das Thema eine wichtige Rolle. Darüber hinaus sind in den letzten Jahren Forschungsprojekt zwischen Theologie und Medizin entstanden, die den heilenden Charakter von Spiritualität erforschen.
Die Tagung „Heil und Heilung. Zwischen Theologie, Popularfrömmigkeit und Medizin“ soll sich dem Thema aus theologischer, kulturwissenschaftlicher, medizinischer und psychologischer Perspektive nähern. Da die Tagung im Museum Relígio stattfindet, sind museologische oder objektbezogene Beiträge besonders erwünscht:
Mögliche Themen könnten sein:
Krankheit und Gesundheit aus theologischer Perspektive (christlich, jüdisch, muslimisch…)
Spiritualität als Ressource
Spiritual Care
Self-Care-Praktiken
Wallfahrt und Pilgern
Wunderheilungen
Heilungsgottesdienste
Gesundbeter:innen, Geistheiler:innen
Magische Heilungspraktiken
Zusammenspiel von Theologie und Medizin am Lebensende
Votive und Anliegenbücher
Sachzeugnisse zu Heil und Heilung aus kulturgeschichtlichen Museen
Beschneidung aus medizinischer und religiöser Perspektive
Spirituelle Bedeutung von Tätowierungen