AGEM
Willkommen bei der Arbeitsgemeinschaft Ethnologie und Medizin (AGEM)
Die AGEM ist ein 1970 gegründeter gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zwischen der Medizin, den angrenzenden Naturwissenschaften und den Kultur‑, Geistes- und Sozialwissenschaften zu fördern und dadurch das Studium des interdisziplinären Arbeitsfelds Ethnologie und Medizin zu intensivieren.
Was wir tun
- Herausgabe der Zeitschrift Curare
- Durchführung von Tagungen
- Dokumentation von Literatur und Informationen
Curare
Zeitschrift für Medizinethnologie
Veranstaltungen
Ethics seminars for 2024
Workshop
Offered by the St. André International Center for Ethics and Integrity (France)
St. André International Center for Ethics and Integrity is pleased to announce the following Ethics seminars for 2024
Ethics of End-of-Life Care: Contributions from the Arts and Humanities (February 11–17, 2024, in Rome, Italy)
Ethics Educators Workshop (September 16–20, 2024, in Rochefort du Gard, near Avignon, France)
Bioethics Colloquium (September 23–26, 2024, in Rochefort du Gard, near Avignon, France)
Health Care Ethics: Catholic Perspectives (October 22–26, 2024, in Rochefort du Gard, near Avignon, France)
More info here
If you are interested in participating or have questions about the seminars, please contact Dr. Jos Welie MA, MMeds, JD, PhD, FACD directly: info[at]saintandre.org.
Das Geschlecht der Medizin. Individualität in medizinischen Konzepten und Praktiken des 19. und 20. Jahrhunderts
Konferenz
Tagung im Alfried Krupp Kolleg in Greifswald
„Das Geschlecht der Medizin. Individualität in medizinischen Konzepten und Praktiken des 19. und 20. Jahrhunderts”
2. bis 4. September 2024
Alfried Krupp Kolleg Greifswald
Einsendeschluss für Abstracts 1. März 2024
Organisation: Dr. Annalisa Martin, Prof. Dr. Annelie Ramsbrock, Naima Tiné, M.A. (Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte der Neuesten Zeit, Universität Greifswald)
Die Geschichte der Medizin erlebt seit den 1980er Jahren eine Neuorientierung: Wurde sie lange Zeit als historistische Erfolgsgeschichte geschrieben, die sich aus einer Aneinanderreihung diverser Entdeckungen durch (meist männliche) Ärzte speiste, findet seit einiger Zeit eine kritische Auseinandersetzung mit medizinischen Praktiken statt. Aktuelle Studien belegen, dass Diagnostik, Behandlung und Risikovorhersage bei einer Vielzahl von Erkrankungen bedeutsame Geschlechterdifferenzen zeigen. Dabei meint Geschlecht sowohl das biologische (sex) als auch das soziale (gender) Geschlecht und schließt ein Bewusstsein für vielfältige geschlechtliche Identitäten und ihre lebensweltliche Relevanz mit ein, inklusive queere, trans und nichtbinäre Personen. Zugleich ist die medizinische Forschung noch vielfach auf den männlichen Normkörper zugeschnitten, berücksichtigt also Geschlechteraspekte sowie andere Diversitätsmerkmale nicht oder nur am Rande. Schließlich spielen medizinische Gutachten nach wie vor eine bedeutsame Rolle beim Kampf um Anerkennung von Transidentitäten, was zeigt: Geschlecht und Medizin sind aufs engste miteinander verwoben und stehen in einem reziproken Verhältnis zueinander: Medizin ist in vielfacher Weise vergeschlechtlicht und umgekehrt findet die Vergeschlechtlichung von Patient:innen durch medizinische Praktiken und Konzepte statt.
Die Tagung wählt dieses Verhältnis als Fluchtpunkt. Sie will die gesellschaftliche Dimension von medizinischem Denken und Handeln seit dem 19. Jahrhundert ausloten und dementsprechend das Verhältnis von Medizin und Geschlecht historisieren. Der Körper war stets ein umkämpftes Feld, sein status quo weder selbstverständlich noch notwendig. Besonders für das 19. Jahrhundert gilt deshalb, dass verschiedene medizinische Konzepte und Praktiken parallel zueinander existierten. Einerseits machte die Zeit-Raum-Kompression, d.h. die Verkürzung von Transport- und Kommunikationswegen den globalen Transfer von Wissen über nationale, kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg möglich und führte zur Verschmelzung, Aneignung und Neuordnung von Wissen um Körper und Geschlecht. Andererseits entwickelten verschiedene politische Strömungen unterschiedliche Anforderungen an (geschlechtsspezifische) Medizin. In Debatten der sozialistischen Bewegung rund um Ausbeutung, Arbeitsbedingungen und Lohn rückte der Körper und das Ideal der körperlichen Unversehrtheit in den Mittelpunkt. Darüber hinaus wurde die hegemoniale Medizin sowohl in den Kolonien als auch in den europäischen Armenvierteln gewaltsam gegen den unterdrückten Körper durchgesetzt und avancierte zu einem gängigen Herrschaftsinstrument, das biopolitische Maßnahmen naturwissenschaftlich legitimierte. Damit wurden geschlechtsspezifische medizinische Handlungsparamter auch zum Gegenstand bürgerlicher, nationalistischer und imperialistischer Politik. Auch hier führte das dichotome Zwei-Geschlechter-Modell zu unterschiedlichen Anforderungen an den männlichen und weiblichen Körper und trug zur Verfestigung dieses Modells bei.
Mit unserer Tagung wollen wir den theoretisch-methodischen Anspruch einer rekursiven und kritischen Wissensgeschichte von Medizin und Geschlecht diskutieren. Folgende Fragekomplexe wären denkbar:
1. Ein erster Fragekomplex befasst sich mit unterschiedlichen Geschlechterkonzepten, die medizinische Strömungen prägten und die sie zugleich selbst hervorbrachten. Welche ontologischen Grundannahmen lagen ihnen jeweils zugrunde und inwieweit spiegelte sich deren Wandelbarkeit in Diagnostik, Therapie und Forschung? Und umgekehrt: In welchem Maße trugen medizinische Handlungslogiken zu einer (De)Stabilisierung der Geschlechterordnung als Fundament der (bürgerlichen) Gesellschaft bei?
2. Ein zweiter Fragekomplex zielt auf den Einfluss von Wirtschaft, Religion und Politik auf geschlechtsspezifische medizinische Praktiken. In welchem Maße verschwamm die Bedeutung von Krankheit und Gesundheit hinter gesellschaftspolitischen Interessen, zu denen auch Imperialismus und Kolonialismus zu zählen sind?
3. Drittens soll es um die Autonomie der Patient:innen über medizinische Eingriffe in ihren Körper gehen. Welche wissenschaftlichen, aber auch sozialen und kulturellen Entwicklungen lancierten identitätsbezogene Verschiebungen im medizinischen Handeln? Wie sah das konkrete Ringen um Deutungshoheit über den eigenen Körper in verschiedenen antagonistischen Konstellationen aus? Wer waren die Akteure solcher Kämpfe und wo fanden sie statt?
Die Konferenzsprache ist vorwiegend Deutsch, es können aber auch Beiträge in Englischer Sprache eingereicht werden.
Bitte senden Sie Ihr Abstract (maximal 300 Wörter) und eine Kurzbiographie (50–100 Wörter) bis spätestens 1. März 2024 an naima.tine@uni-greifswald.de. Eine Bahnreise 2. Klasse, Flugreise nach Absprache und die Unterbringung können bei Bedarf übernommen werden.
Programm
Keynote 2. September: Prof. Dr. Karen Nolte (Heidelberg)
Panels 3.–4. September
Kontakt: naima.tine@uni-greifswald.de
Reproductive Violence
Konferenz
Conference at University of Edinburgh
„Reproductive Violence” Conference
2nd-3rd September 2024
University of Edinburgh
Keynote: Professor Sarah Ihmoud
In this conference we will explore understandings of reproductive violence, in the light of the reproductive justice framework, as a violation of bodily autonomy and the rights to have children, to not have children, and to raise any children one chooses to have in a safe and healthy environment.
Reproductive violence is often subsumed within broader categories of sexual and gender-based violence. The attention that sexual violence has gained on human rights and transitional justice agendas since the 1990s has not been extended to understanding and addressing violations of people’s reproductive autonomy, freedom, and futures. Despite the development of the reproductive justice framework in 1994, much academic and activist work remains focused largely on contraceptives and abortion, mostly with a choice rhetoric and in narrow geographic and socioeconomic contexts.
In this two-day in-person conference, we join transnational feminist initiatives that agitate for comprehensive understandings of reproductive violence and reproductive justice. We seek to bring together scholars at different career stages to engage in conversations that can contribute to a nuanced understanding of how the reproductive lives of people, particularly racialised and feminised bodies, have been affected, often specifically targeted.
We invite abstracts that speak to the themes and questions of the conference, including: In what ways does reproduction emerge as a site of violence, exploitation, and resistance? How do ideologies of motherhood and practices of mothering configure reproductive violence and resistance? How does the naturalization of reproductive labour shape embodied experiences of reproduction? How do state and non-state actors assume control and exert coercion over reproductive bodies? How is reproduction situated within legislative and policy frameworks concerning contexts of war, genocide, and other humanitarian emergencies? How are notions of gender (re)produced through acts of reproductive violence? Papers may speak to the following themes in relation to reproductive violence:
– Conflict and violence
– Colonialism and occupation
– Environmental/climate crises
– Disability justice
– Incarceration and detention
– Migration and displacement
– Poverty and precarity
– Struggles for reparations, rights, and justice
– Obstetric violence and racism
Conference Organisers
Dr Tatiana Sanchez Parra is a Marie Skłodowska-Curie Actions Fellow in the School of Social and Political Science at the University of Edinburgh. Tatiana’s research is situated at the intersection of feminist studies, socio-legal studies, and Latin American studies. She works on issues related to feminist peacebuilding, reproductive justice, and reproductive violence in contexts of war and political transitions. Her current project, ‚Advancing Gender Justice, Tackling Reproductive Violence: Forced Parenthood in Contexts of War’, focuses on the experiences of cisgender women and transgender men who are parenting children born of conflict-related sexual violence in Colombia.
Dr Lucy Lowe is a senior lecturer in medical anthropology at the University of Edinburgh. Her work illuminates how practices and ideologies of gender, motherhood, and reproduction are centred in processes of migration and asylum. She currently leads the Maternity, Migration, and Asylum in Scotland (MAMAS) project, which explores how pregnancy and motherhood affect refugee and asylum-seeking women’s experiences of migration and settlement.
Keynote: Professor Sarah Ihmoud
Sarah Ihmoud is a Chicana-Palestinian anthropologist who works to uplift the lived experiences, histories, and political contributions of Palestinian women and Palestinian feminism. She is a founding member of the Palestinian Feminist Collective, an executive board member of Insaniyyat, the Society of Palestinian Anthropologists, and is assistant professor of anthropology at the College of the Holy Cross in Worcester, MA.
Please send abstracts (250 words max) and bios (100 words max) to lucy.lowe@ed.ac.uk and tsanchez@ed.ac.uk by 30th May 2024.
Bursaries
There are a limited number of £100 bursaries available for presenters. If you would like to apply for a bursary, please also include a paragraph in your application (100 words max) clearly stating whether you have access to funding, and how attending the conference could contribute to your work and creative pursuits.