Veranstaltung

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(A)symmetrische Beziehungen. Facetten der Kooperation im psychiatrischen Krankenhausalltag

Datum
15. Novem­ber – 16. Novem­ber 2024 

36. Jahresta­gung der Arbeits­ge­mein­schaft Eth­nolo­gie und Medi­zin (AGEM) in Koop­er­a­tion mit dem Alex­ius/Josef-Kranken­haus in Neuss und der Ver­bund­forschungsplat­tform Worlds of Con­tra­dic­tion der Uni­ver­sität Bre­men im Alex­ius/Josef-Kranken­haus in Neuss


Call for Papers bis 31. Mai 2024

Der All­t­ag in ein­er Psy­chi­a­trie wird von unter­schiedlich­sten Akteur*innen bes­timmt. Neben den Patient*innen gibt es unter anderem den ärztlichen und den pflegerischen Dienst, Psycholog*innen, Mitar­bei­t­ende der ther­a­peutis­chen Dien­ste wie Sport‑, Ergo- und Musik­ther­a­pie, klin­is­che Sozialarbeiter*innen und Genesungsbegleiter*innen wie Seelsorger*innen oder Klininkclowns sowie Mitarbeiter*innen in der Ver­wal­tung, Raumpflege und Küche, die miteinan­der auf unter­schiedlichen Ebe­nen kooperieren. Einge­bet­tet sind diese Beziehun­gen in ökonomis­che, infra­struk­turelle und gesellschaftliche Rah­menbe­din­gun­gen. Zudem bee­in­flussen die sozialen und kul­turellen Hin­ter­gründe von Patient*innen und Mitar­bei­t­en­den die jew­eili­gen Beziehun­gen genau­so wie die Wahl der Behand­lungs­form, ins­beson­dere die der Medika­tion. Dabei zeich­nen sich die Beziehun­gen der beteiligten Akteur*innen durch unter­schiedlichen Asym­me­trien in den Bere­ichen des Wis­sens, des Han­delns, der Macht und des Nutzens aus.

Eine lange Tra­di­tion beste­ht in dem Ver­such, die Koop­er­a­tio­nen und beson­ders die zwis­chen Patient*innen und Mitar­bei­t­en­den ein­er psy­chi­a­trischen Insti­tu­tion zu sym­metrisieren. Den­noch ste­hen sym­metrische und asym­metrische Beziehun­gen in einem Span­nungsver­hält­nis, kommt doch der All­t­ag in der Psy­chi­a­trie zumeist nicht ohne asym­metrische Beziehun­gen und pater­nal­is­tis­che Entschei­dun­gen aus. Trotz ver­schieden­ster Bemühun­gen, stan­dar­d­isierte Ver­fahren der Koop­er­a­tion zu entwick­eln, bleibt der Klinikall­t­ag unberechen­bar und voller Wider­sprüche und stellt alle Akteur*innen täglich vor neue Her­aus­forderun­gen, das Zusam­men­spiel aller men­schlichen wie nicht-men­schlichen Akteur*innen (Architek­tur, SGB V, Medika­mente usw.) auszuhan­deln.

Auf dieser Tagung möcht­en wir ver­schiedene Ebe­nen der Koop­er­a­tio­nen dieser unter­schiedlichen Akteur*innen und ihre Auswirkun­gen auf den psy­chi­a­trischen All­t­ag in den Blick nehmen. Dazu gehören: 

1) Koop­er­a­tio­nen zwis­chen Wis­senschaften und Kranken­haus­prax­is: Wie wer­den Forschungsergeb­nisse in der Medi­zin und der Pflegeprax­is umge­set­zt und wie wird die Kranken­haus­prax­is in der Forschung berücksichtigt?

2) Koop­er­a­tio­nen zwis­chen den Diszi­plinen: Wie kooperieren unter­schiedliche Diszi­plinen mit ihren unter­schiedlichen Ansätzen miteinan­der und welche Syn­ergien und Wider­sprüche entste­hen dadurch?

3) Koop­er­a­tio­nen zwis­chen Patient*innen und ärztlichem, pflegerischem und weit­erem Per­son­al: Wie wird das Ver­hält­nis zwis­chen Reg­ulierung und Empow­er­ment der Patient*innen im All­t­ag aus­ge­han­delt und welche Möglichkeit­en und Gren­zen ergeben sich bei dem Ver­such ein­er Sym­metrisierung des Ver­hält­niss­es von Patient*innen und ärztlichem und pflegerischem Personal?

Wir suchen nach inter­diszi­plinären Beiträ­gen unter­schiedlich­ster Art (Vorträge, Erfahrungs­berichte, Round­ta­bles, Work­shops,…) sowohl aus dem Bere­ich der Sozial‑, Kul­tur- und Geschichtswis­senschaften als auch aus dem medi­zinis­chen und pflegerischen All­t­ag, um durch einen mul­ti­per­spek­tivis­chen Blick auf die Facetten der Koop­er­a­tion die aktuellen Möglichkeit­en und Gren­zen (a)symmetrischer Beziehun­gen im psy­chi­a­trischen Klinikall­t­ag abzustecken.

Zuge­sagt sind bere­its Beiträge zum Konzept der Sote­ria auf ein­er psy­chi­a­trischen Akut­sta­tion (Adri­ane Canavaros), zu frei­heit­sentziehen­den Maß­nah­men und Deeskala­tion (Dr. Paul Weißen/Thomas Plötz und Andreas Hethke), zur Umset­zung eines europäis­chen Forschung­spro­jek­tes zum Expe­ri­enced Involve­ment (Hei­drun Lundie) und ein Bericht über die Teilöff­nung ein­er geron­topsy­chi­a­trischen Sta­tion (Dr. Andrea Kuck­ert und Kolleg:innen).

Tagung­sort ist das Alex­ius/Josef-Kranken­haus in Neuss, Tagungssprache ist Deutsch, englis­chsprachige Beiträge sind möglich. Bitte senden Sie ein Abstract von ca. 300 Wörtern für einen Vor­tragsvorschlag oder einen anderen Beitrag inkl. ein­er Kurzbi­ogra­phie bis zum 31. Mai 2024 an facettenderkooperation@agem.de

Konzept und Organisation:
Andrea Kuck­ert (AGEM, Alex­ius/Josef-Kranken­haus Neuss)
Ehler Voss (AGEM, Worlds of Con­tra­dic­tion Uni­ver­sität Bremen)