Datum
09. November 2022
Buchpräsentation und kommentierte Lesung mit Heinz-Peter Schmiedebach (Charité Berlin), Birgit Minichmayr und Christoph Grissemann am Wiener Josephinum im Rahmen der Reihe „Im Dialog: Kunst und Medizin”.
Trotz ihrer Abgeschlossenheit waren Irrenanstalten um 1900 sozialen und politischen Einflüssen ausgesetzt, die die bestehenden Ordnungen in den Anstalten erschütterten. Die Einweisungspraxis und die Modalitäten der Irrsinnserklärung provozierten eine wachsende öffentliche und literarisch-künstlerische Kritik, die in Romanen und Theateraufführungen
ihren Ausdruck fand. In einer sich neu formierenden Irrenrechtsbewegung organisierten sich Leidtragende und deren Unterstützer:innen. Die mobilisierte kritische Öffentlichkeit stellte die Psychiater vor Herausforderungen, auf die der Berufsstand mit unterschiedlichen
Strategien zu antworten suchte.
In der vom Medizinhistoriker und Autor Heinz-Peter Schmiedebach kommentierten Lesung geben die Theater- und Filmschauspielerin Birgit Minichmayr und der Kabarettist Christoph Grissemann den kritischen Zeugnissen eine Stimme und lassen Betroffene und Autor:innen zu Wort kommen.
Heinz-Peter Schmiedebach war Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und des Instituts für Geschichte der Medizin an der Universität Greifswald. 2015 erhielt er einen Ruf auf die bundesweit erste Professur für Medical
Humanities an der Charité Berlin. Er hat zahlreiche Publikationen zur Psychiatriegeschichte vom 18. bis zum 20. Jahrhundert veröffentlicht. 2022 erschien sein Buch „Psychiatrische Ordnung in Gefahr. ‚Irrenanstalten’ um 1900 im Blick von Öffentlichkeit und Literatur (Medical Humanities Vol. 1, Schwabe Verlag, Berlin), das im Rahmen der Lesung vorgestellt wird.
Im Dialog: Kunst und Medizin
In den historischen Sammlungen des Josephinums sind die engen Verflechtungen von Kunst und Medizin allgegenwärtig. Die Veranstaltungsreihe nimmt das zum Anlass, um anhand ausgewählter Beispiele den Fokus auf die Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Feldern zu richten. Die Vorträge widmen sich den Beziehungen von Film und Medizin, Psychiatrie und Literatur, Krankheitsdarstellungen und künstlerischer Praxis und in einem abschließenden Symposium dem nackten Körper aus medizinischer und künstlerischer Perspektive.
Über den nachfolgenden Link können Sie sich zur Veranstaltung anmelden bzw. unter einladungen@josephinum.ac.at
https://www.josephinum.ac.at/veranstaltungen/detail/psychiatrie-literatur-boheme/