Datum
23. Juni – 25. Juni 2023
13. Wiener Symposium »Psychoanalyse und Körper« an der Sigmund-Freud-Privatuniversität in Wien
Das Thema Berührung ist wohl eines der strittigsten im Spannungsfeld von Psychoanalyse und Körperpsychotherapie. In der als ›Redekur‹ konzipierten psychoanalytischen Behandlung ereignet sich körperliche Berührung in der Regel nur im konventionellen Kontext von Begrüßung und Verabschiedung. Berührung figuriert hier in einer allgemeineren Bedeutung, etwa im Sinne der emotionalen oder gestisch-mimetischen, leiblichen Einwirkung aufeinander. Im Gegensatz dazu teilen Körperpsychotherapeuten mehrheitlich die Meinung, konkrete körperliche Berührung sei ein wesentlicher Bestandteil einer therapeutischen Zugangsweise, die das körperliche Geschehen innerhalb der Psychotherapie wirklich ernst nimmt. Sie sprechen von »heilsamen Berührungen« (Günter Heisterkamp).
Die Unterschiedlichkeit der Perspektiven hat eine lange Tradition und besteht seit Freud. Sie hat jedoch an Aktualität nichts eingebüßt. So schreibt der durchaus körperbezogen denkende Psychoanalytiker Sebastian Leikert, mehrfach Vortragender am Wiener Symposium »Psychoanalyse und Körper«, in seinem 2022 erschienenen Buch »Das körperliche Unbewusste in der psychoanalytischen Behandlungstechnik«: »Die faktische taktile Berührung ist verzichtbar, denn die Stimme der Analytikerin oder des Analytikers berührt das Körperselbst, die gemeinsame Aufmerksamkeit berührt das Leibliche, das resonante Spüren der leiblichen Gegenübertragung hat eine Wirkung auf das Körperselbst der Analysandin oder des Analysanden. Abstinenz ist in der Arbeit mit leiblichen Konstellationen zentral, weil hier Verletzlichkeit und Gefahr der Retraumatisierung besonders groß sind« (S. 14).
Unschwer ist zu erkennen, wie weit die Positionen auseinanderliegen. Während sich allgemein in den Behandlungstheorien so manche Übereinstimmungen finden, zeigen sich an dieser Stelle in der Konzeption der therapeutischen Situation und des therapeutischen Rahmens Spannungslinien und Kontroversen, die gerade in ihrer Grundsätzlichkeit nach einem interkollegialen Diskurs suchen. Wie steht es also um die Bedeutsamkeit konkreter körperlicher Berührung bzw. des Verzichtes darauf? Und wie wären in diesem Kontext z.B. Ergebnisse der Säuglings- und Bindungsforschung in Betracht zu ziehen?
Auf der Tagung werden wir dieses Spannungsfeld aus vorwiegend klinischer Perspektive beleuchten. Sechs Referentinnen und Referenten werden aus ihrer jeweiligen therapeutischen Zugangsweise heraus eine Patientin / einen Patienten vorstellen, zentriert um die Frage, wie jeweils therapeutische Veränderung möglich war, wie also die Patientin / der Patient in seinem Innersten berührt werden konnte.
Der interkollegialen Diskussion wird auf dieser Tagung breiter Raum gegeben. Praxisbezogene Workshops ergänzen das Angebot.
Termin
23. bis 25. Juni 2023
Veranstaltungsort
Sigmund-Freud-Privatuniversität
Freudplatz 1
A‑1020 Wien
Anmeldung und Information per Peter Geißler peter@geissler-info.at oder 0043–699-11874690 oder über die Tagungshomepage www.psychoanalyseundkoerper.at